Parkinson

Die Behandlung mit Magnetfeldern ist ein aktueller Forschungstrend.

Die Parkinson-Krankheit bzw. Morbus Parkinson (weitere Synonyme: Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), Parkinsonsche Krankheit, ältere Bezeichnung: Paralysis agitans = (Schüttellähmung oder Zitterlähmung) ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Sie zählt zu den degenerativen Erkrankungen des Extrapyramidalmotorischen Systems. Der Morbus Parkinson ist gekennzeichnet durch das vornehmliche Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Struktur im Mittelhirn, mit dem Botenstoff Dopamin. Der Mangel an Dopamin führt letztlich zu einer Verminderung der aktivierenden Wirkung der Basalganglien auf die Großhirnrinde.

Die aktuelle Definition des Parkinson-Syndroms fordert das Kernsymptom der Brady- bzw. Akinese in Kombination mit wenigstens einem der Kardinalsymptome Rigor, Ruhetremor und instabiler Körperhaltung (posturale Instabilität). Daneben sind verschiedene sensible, vegetative, psychische und kognitive Störungen möglich.

Die bisherigen Erfahrungen in der Behandlung mit rTMS regen an, weiter zu forschen. Die Effekte einzelner Therapiesitzungen waren bislang eher kurzfristig, so dass meist eine intensive Dauerbehandlung sinnvoll ist.

Wie wird Parkinson mit rTMS (repetitiver transkranieller Magnetstimulation) behandelt?

Die Behandlung von Parkinson mit repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) ist ein aufkommender Ansatz, der darauf abzielt, die motorischen und nicht-motorischen Symptome der Erkrankung zu verbessern. Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Neuronen im Gehirn verursacht wird und zu motorischen Symptomen wie Tremor, Bradykinesie (Bewegungsverlangsamung), und Muskelsteifheit sowie zu nicht-motorischen Symptomen wie Depression und kognitiven Beeinträchtigungen führt. rTMS wird genutzt, um bestimmte Hirnregionen zu stimulieren oder zu hemmen, um die gestörte Funktion der neuronalen Netzwerke zu modulieren.

1. Ziel der rTMS-Behandlung bei Parkinson

rTMS bei Parkinson wird mit dem Ziel eingesetzt, die gestörte neuronale Aktivität zu modulieren und so die Symptome zu lindern. Die Hauptziele sind:

  • Verbesserung der motorischen Funktionen: rTMS soll die motorische Steuerung verbessern, insbesondere die Beweglichkeit, die Tremorsymptome und die Muskelsteifheit.
  • Reduktion der nicht-motorischen Symptome: Dies umfasst die Behandlung von Depressionen, Fatigue und kognitiven Defiziten, die häufig bei Parkinson-Patienten auftreten.
  • Modulation des dopaminergen Systems: Durch die Stimulation bestimmter Bereiche soll auch die Dopaminproduktion und -freisetzung im Gehirn gefördert werden.

2. Zielregionen der Stimulation

Die Auswahl der Zielregionen für die Stimulation hängt von den vorherrschenden Symptomen der Erkrankung ab. Zu den wichtigsten Zielregionen gehören:

  • Primärer motorischer Kortex (M1): Der motorische Kortex ist eine Hauptzielregion, da er eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Bewegung spielt. Hochfrequente rTMS (10-20 Hz) des M1 wird oft angewendet, um die motorischen Symptome zu verbessern, insbesondere die Bradykinesie und die Muskelsteifheit.
  • Supplementär-motorisches Areal (SMA): Das SMA ist ein Bereich, der für die Planung und Koordination von Bewegungen wichtig ist. Störungen in diesem Bereich tragen zur Bewegungsverlangsamung und -störung bei Parkinson bei. Hochfrequente rTMS des SMA kann die Bewegungsinitiation verbessern.
  • Dorsolateraler präfrontaler Kortex (DLPFC): Der DLPFC wird häufig bei der Behandlung der nicht-motorischen Symptome, insbesondere Depressionen und kognitiven Defiziten, stimuliert. Eine hochfrequente Stimulation (10 Hz) des linken DLPFC kann die Stimmung verbessern und kognitive Funktionen stärken.

3. Behandlungsprotokoll

  • Stimulationsfrequenz und Intensität: Bei motorischen Symptomen wird üblicherweise eine hochfrequente Stimulation (10-20 Hz) angewendet, um die neuronale Aktivität im motorischen Kortex zu erhöhen. Dies soll die Bewegungsfähigkeit verbessern. Für die nicht-motorischen Symptome wie Depression kann ebenfalls eine hochfrequente Stimulation verwendet werden.
  • Behandlungsdauer und Häufigkeit: Eine typische Behandlungsserie umfasst 10 bis 30 Sitzungen, die über mehrere Wochen (z. B. drei- bis fünfmal pro Woche) durchgeführt werden. Die genaue Anzahl der Sitzungen hängt von der Schwere der Symptome und dem Ansprechen des Patienten ab.
  • Sitzungsdauer: Eine Sitzung dauert in der Regel zwischen 20 und 40 Minuten, je nach gewähltem Protokoll und Ziel der Behandlung.

4. Wirkungsweise von rTMS bei Parkinson

Die Wirkung von rTMS bei Parkinson beruht auf der Modulation der neuronalen Aktivität in den motorischen und nicht-motorischen Netzwerken des Gehirns:

  • Verbesserung der motorischen Funktion: Die Stimulation des primären motorischen Kortex (M1) und des SMA zielt darauf ab, die Bewegungsfähigkeit zu verbessern, indem die neuronale Aktivität gesteigert wird. Dies kann zu einer verbesserten Bewegungskoordination, weniger Tremor und einer Verringerung der Muskelsteifheit führen.
  • Modulation der thalamokortikalen Netzwerke: Parkinson ist gekennzeichnet durch eine gestörte Kommunikation zwischen dem Thalamus, den Basalganglien und dem Kortex. rTMS kann diese Netzwerke modulieren und so die Bewegungssteuerung verbessern.
  • Förderung der Neuroplastizität: Durch rTMS wird die synaptische Plastizität gefördert, was bedeutet, dass das Gehirn besser in der Lage ist, neue neuronale Verbindungen zu bilden. Dies hilft, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten von Patienten mit Parkinson aufrechtzuerhalten oder sogar zu verbessern.
  • Erhöhung der Dopaminfreisetzung: Einige Studien haben gezeigt, dass die Stimulation bestimmter Kortexareale die Dopaminfreisetzung im Gehirn indirekt steigern kann, was bei Parkinson-Patienten hilfreich ist, da der Dopaminmangel eine zentrale Ursache für die Symptome ist.

5. Studienlage und Ergebnisse

  • Verbesserung der motorischen Symptome: Mehrere Studien berichten, dass Patienten nach einer rTMS-Behandlung eine signifikante Verbesserung der motorischen Symptome, insbesondere der Bewegungssteifheit und der Bradykinesie, erfahren haben. Die hochfrequente Stimulation des motorischen Kortex hat sich dabei als besonders effektiv erwiesen.
  • Reduktion von Tremor: Einige Studien legen nahe, dass niedrigfrequente Stimulation (1 Hz) hilfreich sein kann, um die Überaktivität in den neuronalen Netzwerken, die für den Tremor verantwortlich sind, zu dämpfen.
  • Nicht-motorische Verbesserungen: Patienten berichten oft auch über eine Verbesserung der Stimmung und eine Abnahme der Symptome von Depressionen, insbesondere nach der Stimulation des DLPFC. Die Behandlung kann auch die kognitiven Fähigkeiten und die Lebensqualität verbessern.

6. Nebenwirkungen und Risiken

rTMS wird bei Parkinson als eine relativ sichere und gut verträgliche Methode angesehen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:

  • Kopfschmerzen und Kopfhautreizungen: Diese treten häufig während oder nach den Sitzungen auf, sind jedoch meist mild und vorübergehend.
  • Muskelzucken: Da der motorische Kortex stimuliert wird, kann es während der Sitzung zu leichtem Muskelzucken kommen, was jedoch ungefährlich ist.
  • Krampfanfälle: Wie bei jeder rTMS-Behandlung besteht ein geringes Risiko für Krampfanfälle, insbesondere bei Patienten mit einer Anfälligkeit dafür. Das Risiko ist jedoch sehr gering, wenn Sicherheitsprotokolle eingehalten werden.

7. Kombination mit anderen Therapien

rTMS wird häufig in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden eingesetzt, um die besten Ergebnisse für Parkinson-Patienten zu erzielen:

  • Medikamentöse Therapie (Levodopa): Die Kombination von rTMS mit Medikamenten wie Levodopa, das den Dopaminspiegel erhöht, kann die motorischen Symptome weiter verbessern. rTMS kann dabei helfen, die Wirksamkeit der Medikation zu steigern oder die benötigte Dosis zu verringern.
  • Physiotherapie und Bewegungstraining: Die Kombination von rTMS mit Physiotherapie kann besonders effektiv sein, da die gesteigerte Plastizität und Aktivität durch rTMS die Effekte von Bewegungstraining verbessern kann.
  • Kognitive Rehabilitation: Bei Patienten, die kognitive Defizite aufweisen, kann rTMS in Kombination mit kognitivem Training helfen, die kognitive Funktion weiter zu verbessern.

Fazit

Die Behandlung von Parkinson mit rTMS bietet eine vielversprechende Möglichkeit, sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome zu lindern. Die Stimulation des motorischen Kortex und des supplementär-motorischen Areals kann helfen, die Bewegungskoordination zu verbessern, während die Stimulation des DLPFC positive Effekte auf die Stimmung und die kognitive Funktion haben kann. Obwohl die Behandlung von Parkinson mit rTMS noch nicht vollständig etabliert ist und die Langzeitwirkungen weiter erforscht werden müssen, zeigen die bisherigen Ergebnisse, dass rTMS eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Therapien darstellt. Besonders in Kombination mit Medikamenten, Physiotherapie und kognitiver Rehabilitation kann rTMS dazu beitragen, die Lebensqualität von Parkinson-Patienten zu verbessern.