Psychose

Als Psychose bezeichnet man eine schwere psychische Störung, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezuges einhergeht.

Noch viel zu wenig wird das Potential der rTMS bei Ausnahmenzuständen des menschlichen Gehirns erforscht und eingesetzt. Noch viel zu sehr vertraut man auf die Wirkung von Psychopharmaka, wie z.B. auch bei Psychosen.

Als Psychose bezeichnet man eine schwere psychische Störung, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezuges einhergeht. Die gängigen Therapiemaßnahmen stützen sich fast immer auf Psychopharmaka und Psychotherapie. Diese Maßnahmen sind nicht immer ausreichend oder umfassend.

Nach unseren Erfahrungen hilft die rTMS bei Psychotikern gut zur Verbesserung des Antriebs (Negativsymptomatika) und gelegentlich zur Verminderung von Halluzinationen (Positivsymptomatika).

 
 

Wie werden Psychosen mit rTMS (repetitiver transkranieller Magnetstimulation) behandelt?

Die Behandlung von Psychosen, insbesondere bei Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen, mit repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) ist ein innovativer Ansatz, der sich vor allem auf die Linderung von Symptomen wie akustischen Halluzinationen, negativen Symptomen und emotionaler Dysregulation konzentriert. Bei Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen treten häufig Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Störungen des Denkens auf, die oft durch eine Fehlregulation der neuronalen Aktivität in bestimmten Hirnregionen verursacht werden. rTMS wird verwendet, um diese Dysregulation zu modulieren und die Symptome zu lindern.

1. Ziel der rTMS-Behandlung bei Psychosen

rTMS zielt darauf ab, die neuronale Aktivität in spezifischen Hirnregionen zu modulieren, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung psychotischer Symptome beteiligt sind. Die wichtigsten Ziele sind:

  • Reduktion der positiven Symptome: Hierzu zählen insbesondere die akustischen Halluzinationen, die bei Schizophrenie häufig auftreten. rTMS wird verwendet, um die Überaktivität in den entsprechenden Hirnregionen zu dämpfen.
  • Verbesserung der negativen Symptome: Negative Symptome wie Antriebslosigkeit, emotionale Abstumpfung oder sozialer Rückzug sollen ebenfalls durch rTMS behandelt werden, um die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.
  • Förderung der emotionalen und kognitiven Regulation: Durch die gezielte Stimulation von Hirnregionen, die für emotionale Kontrolle und kognitive Funktionen zuständig sind, kann rTMS dazu beitragen, das Wohlbefinden der Patienten zu steigern.

2. Zielregionen der Stimulation

Die spezifischen Hirnregionen, die mit rTMS bei Psychosen behandelt werden, hängen von der Art der Symptome ab, die im Vordergrund stehen:

  • Temporoparietaler Übergang (TPJ): Bei akustischen Halluzinationen wird häufig der linke temporoparietale Übergang stimuliert. Dies ist eine Region, die mit der Sprachverarbeitung in Verbindung steht. Die Anwendung von niedrigfrequenter rTMS (1 Hz) zielt darauf ab, die Überaktivität in diesem Bereich zu dämpfen und damit die Halluzinationen zu reduzieren.
  • Dorsolateraler präfrontaler Kortex (DLPFC): Der DLPFC ist eine wichtige Region für die kognitive Kontrolle und die Regulierung von Emotionen. Bei negativen Symptomen wie Antriebslosigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen wird typischerweise eine hochfrequente Stimulation (10-20 Hz) des DLPFC eingesetzt, um die neuronale Aktivität zu erhöhen und die kognitive Funktion sowie die emotionale Regulation zu verbessern.
  • Präfrontale Regionen und limbische Strukturen: Manchmal wird auch der ventromediale präfrontale Kortex (vmPFC) stimuliert, um die emotionale Regulation zu verbessern und die Dysfunktion in Netzwerken zu verringern, die mit emotionalen und sozialen Funktionen verknüpft sind.

3. Stimulationsprotokoll

  • Sitzungshäufigkeit und Dauer: Eine typische rTMS-Behandlung für Psychosen umfasst 15 bis 30 Sitzungen, die über mehrere Wochen verteilt werden (oft 3-5 Sitzungen pro Woche). Die genaue Anzahl der Sitzungen und deren Dauer (in der Regel 20 bis 40 Minuten) kann je nach Symptomatik variieren.
  • Stimulationsfrequenz und Intensität: Für akustische Halluzinationen wird eine niedrigfrequente Stimulation (1 Hz) angewendet, um die neuronale Überaktivität zu dämpfen. Für negative Symptome und zur Förderung der kognitiven Funktionen wird eine hochfrequente Stimulation (10-20 Hz) genutzt, um die neuronale Aktivität in den entsprechenden Regionen zu steigern.

4. Wirkungsweise von rTMS bei Psychosen

Die Wirkung von rTMS bei Psychosen beruht auf der Modulation der neuronalen Aktivität in den überaktiven oder hypoaktiven Regionen des Gehirns:

  • Reduktion akustischer Halluzinationen: Die niedrigfrequente Stimulation des temporoparietalen Übergangs (TPJ) kann die Überaktivität der neuronalen Schaltkreise, die an der Entstehung von akustischen Halluzinationen beteiligt sind, reduzieren. Studien zeigen, dass Patienten häufig eine Verringerung der Häufigkeit und Intensität der Stimmen erleben.
  • Verbesserung der kognitiven Kontrolle und emotionalen Regulation: Die hochfrequente Stimulation des DLPFC fördert die Aktivität in präfrontalen Regionen, die für die kognitive Kontrolle, Entscheidungsfindung und emotionale Regulation wichtig sind. Dies kann zu einer Linderung von negativen Symptomen wie sozialem Rückzug und Antriebslosigkeit beitragen.
  • Normalisierung der kortikalen Erregbarkeit: rTMS trägt dazu bei, die kortikale Erregbarkeit zu modulieren und die Dysregulation in Hirnnetzwerken zu normalisieren, die für die Wahrnehmung, Sprache und Emotionsverarbeitung verantwortlich sind.

5. Studienlage und Ergebnisse

  • Reduktion der akustischen Halluzinationen: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass rTMS die Häufigkeit und Schwere der akustischen Halluzinationen bei Menschen mit Schizophrenie signifikant reduzieren kann. Eine Verbesserung wird oft bereits nach den ersten Sitzungen berichtet, wobei längerfristige Effekte durch eine vollständige Serie erreicht werden.
  • Verbesserung der negativen Symptome: Studien, die eine hochfrequente Stimulation des DLPFC bei Patienten mit negativen Symptomen durchgeführt haben, berichten von einer moderaten bis signifikanten Verbesserung der Motivation, der sozialen Interaktion und der allgemeinen Stimmung.
  • Langzeiteffekte: Die Langzeitwirksamkeit von rTMS bei Psychosen variiert, und eine regelmäßige Auffrischung der Behandlung kann erforderlich sein, um die Effekte aufrechtzuerhalten. In vielen Fällen sind wiederholte rTMS-Behandlungen („Booster“) erforderlich, um die Symptomverbesserung zu verstärken.

6. Nebenwirkungen und Risiken

rTMS wird in der Regel gut vertragen und ist eine sichere Methode zur Behandlung von Psychosen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Kopfschmerzen und Kopfhautreizungen: Diese treten oft während oder nach der Sitzung auf und sind meist mild und von kurzer Dauer.
  • Unwohlsein oder Unbehagen: Einige Patienten berichten über ein leichtes Unwohlsein oder Kribbeln an der Stimulationsstelle.
  • Krampfanfälle: Dies ist eine seltene Nebenwirkung und tritt vor allem dann auf, wenn Sicherheitsprotokolle nicht eingehalten werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Krampfanfalls ist jedoch gering.

7. Kombination mit anderen Therapieformen

rTMS wird häufig als ergänzende Therapie zur bestehenden Behandlung verwendet:

  • Antipsychotische Medikation: Die Kombination von rTMS mit Antipsychotika kann besonders wirksam sein. rTMS kann helfen, die Dosierung der Medikamente zu verringern oder die Wirksamkeit zu steigern, insbesondere wenn Patienten nicht ausreichend auf Medikamente ansprechen.
  • Psychotherapie: Die Ergänzung von rTMS durch kognitive Verhaltenstherapie (CBT) kann helfen, die Verarbeitung der Halluzinationen und die emotionale Bewältigung zu verbessern. Die Kombination beider Ansätze kann die Ergebnisse maximieren.
  • Kognitive Remediation: Bei Patienten mit kognitiven Defiziten kann rTMS mit kognitivem Training kombiniert werden, um den Therapieerfolg zu verbessern, insbesondere hinsichtlich der Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen.

Fazit

Die Behandlung von Psychosen mit rTMS ist eine vielversprechende Methode zur Reduktion von akustischen Halluzinationen und zur Verbesserung negativer Symptome sowie der kognitiven und emotionalen Kontrolle. Die Stimulation des temporoparietalen Übergangs hilft, die Überaktivität zu dämpfen und Halluzinationen zu lindern, während die Stimulation des DLPFC die negativen Symptome wie Antriebslosigkeit verringern kann. Obwohl die Forschung noch in einem relativ frühen Stadium ist, sind die bisherigen Ergebnisse ermutigend. rTMS wird am effektivsten in Kombination mit traditionellen Behandlungsansätzen wie Medikation und Psychotherapie eingesetzt, um eine umfassende Symptomlinderung zu erreichen.