Post-COVID-19-Fatigue

Bei mehreren Patienten mit  psychiatrischen Post-COVID-19 Symptomen haben wir innerhalb kurzer Zeit exzellente Ergebnisse gesehen,  wobei sich sowohl Denkfähigkeit und Stimmung verbesserten. Da es bislang keine evidenzbasierte Empfehlung für die Behandlung dieser Symptome gibt, kann die TMS möglicherweise einen Durchbruch erzielen. 

  1. Fallbericht eines Patienten der Münchner Praxis:Erfahrungsbericht Long Covid Fatigue
  2. Fallbericht eines Patienten mit Post-COVID-19 Depression, der mit der Kombination aus rTMS und TPS behandelt wurde: Combination of TPS and TMS in a patient with post-COVID-19 depression
  3. Fallbericht einer Behandlung eines Patienten mit Post-COVID-19 Fatigue durch rTMS (Link to Swiss Medical Forum)

Wie werden Post-Covid und Long-Covid 19 (repetitiver transkranieller Magnetstimulation) behandelt?

Die Behandlung von Post-COVID- und Long-COVID-Symptomen mit repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) ist ein neuer und aufkommender Ansatz, der darauf abzielt, die neurologischen und kognitiven Symptome zu lindern, die bei vielen Menschen nach einer COVID-19-Infektion bestehen bleiben. Long-COVID beschreibt anhaltende Symptome, die mehrere Wochen oder Monate nach der akuten Infektion bestehen bleiben, und diese können eine Vielzahl von Beschwerden umfassen, darunter kognitive Beeinträchtigungen („Brain Fog“), Fatigue, Angstzustände und Depressionen. rTMS wird verwendet, um gezielt bestimmte Hirnregionen zu stimulieren und so die Regeneration zu fördern und die Symptome zu lindern.

1. Ziel der rTMS-Behandlung bei Long-COVID

Die rTMS-Behandlung bei Post- und Long-COVID zielt darauf ab, die neurologische Funktion zu verbessern, insbesondere in Bereichen, die für Kognition, Stimmung und Energie verantwortlich sind. Die Hauptziele der Behandlung umfassen:

  • Linderung kognitiver Beeinträchtigungen („Brain Fog“): rTMS soll die neuronale Aktivität in Bereichen steigern, die für Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung zuständig sind.
  • Reduktion von Fatigue: Eine der Hauptbeschwerden bei Long-COVID ist die anhaltende Erschöpfung. rTMS kann helfen, die Aktivität in Hirnregionen zu steigern, die für Wachsamkeit und Energielevel verantwortlich sind.
  • Stimmungsverbesserung und emotionale Regulation: Da Angstzustände und Depression häufige Symptome bei Long-COVID sind, kann rTMS verwendet werden, um die Bereiche des Gehirns zu modulieren, die mit emotionaler Regulation verbunden sind.

2. Zielregionen der Stimulation

Die Auswahl der zu stimulierenden Hirnregionen hängt stark von den vorherrschenden Symptomen ab. Zu den wichtigen Zielregionen gehören:

  • Dorsolateraler präfrontaler Kortex (DLPFC): Der DLPFC spielt eine zentrale Rolle bei kognitiven Funktionen wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit sowie bei der Regulierung der Stimmung. Der linke DLPFC wird häufig mit hochfrequenter rTMS (10-20 Hz) behandelt, um die kognitive Leistungsfähigkeit und die Stimmung zu verbessern. Dies ist besonders nützlich bei Symptomen wie „Brain Fog“ und Depressionen.
  • Motorischer Kortex: Bei Patienten mit körperlicher Fatigue oder Muskelschwäche kann die Stimulation des motorischen Kortex hilfreich sein, um die motorische Funktion und damit die körperliche Energie zu verbessern.
  • Temporoparietaler Übergang und andere kognitive Zentren: Bei spezifischen kognitiven Symptomen kann auch die Stimulation anderer kognitiver Zentren sinnvoll sein, um die Verarbeitung von Informationen zu erleichtern.

3. Behandlungsprotokoll

  • Sitzungshäufigkeit und Dauer: Die Behandlungsprotokolle für Long-COVID ähneln denen für Depression oder Angst. Eine typische Behandlungsserie umfasst 20 bis 30 Sitzungen, die über mehrere Wochen hinweg durchgeführt werden, meistens etwa fünfmal pro Woche.
  • Stimulationsfrequenz: Für die Behandlung von kognitiven Defiziten und depressiven Symptomen wird oft eine hochfrequente Stimulation (10-20 Hz) des linken DLPFC verwendet, um die neuronale Aktivität zu steigern.
  • Individualisierung der Protokolle: Die genaue Auswahl der Frequenz, Intensität und Zielregion kann je nach individuellen Symptomen angepasst werden.

4. Wirkungsweise von rTMS bei Long-COVID

Die Wirkung von rTMS bei Long-COVID basiert auf der Modulation der neuronalen Aktivität, um die funktionelle Kapazität des Gehirns wiederherzustellen:

  • Erhöhung der Neuroplastizität: rTMS fördert die synaptische Plastizität, was die Bildung neuer neuronaler Verbindungen unterstützt. Dies ist besonders wichtig, um kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit wiederherzustellen, die durch Long-COVID beeinträchtigt werden können.
  • Normalisierung der Gehirnaktivität: Bei Long-COVID ist eine Dysbalance der Gehirnaktivität möglich, die die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und die Regulation der Stimmung beeinträchtigt. Durch die gezielte Stimulation kann rTMS helfen, diese Dysbalance zu normalisieren.
  • Steigerung der Energielevel und Reduktion von Fatigue: Hochfrequente Stimulation kann dazu beitragen, die Aktivität in Bereichen zu fördern, die für Wachsamkeit und Energie zuständig sind, was zur Reduktion der anhaltenden Fatigue beitragen kann.

5. Studienlage und Ergebnisse

Die Forschung zu rTMS bei Long-COVID steckt noch in den Anfängen, aber erste Ergebnisse sind vielversprechend:

  • Kognitive Verbesserungen: Einige Studien berichten, dass Patienten nach einer Behandlung mit rTMS eine Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, erfahren haben. Dies wird insbesondere auf die gesteigerte Aktivität im DLPFC zurückgeführt.
  • Stimmungsverbesserungen: Viele Patienten, die unter Long-COVID-Depressionen und Angstzuständen leiden, berichten von einer signifikanten Verbesserung ihrer Symptome nach rTMS. Die Reduktion der depressiven Symptome und die Verbesserung der emotionalen Stabilität tragen zur Steigerung der Lebensqualität bei.
  • Reduktion der Fatigue: Patienten mit schwerer Fatigue berichten über eine Verbesserung des Energieniveaus nach einer Serie von rTMS-Behandlungen, insbesondere wenn der DLPFC und motorische Regionen gezielt stimuliert wurden.

6. Nebenwirkungen und Risiken

rTMS gilt generell als eine sichere und gut verträgliche Behandlungsmethode, auch bei Long-COVID. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Kopfschmerzen und Kopfhautreizungen: Diese treten oft bei den ersten Behandlungen auf, sind jedoch mild und vorübergehend.
  • Schwindel oder leichte Erschöpfung: Einige Patienten berichten von Schwindelgefühlen oder Müdigkeit nach der Sitzung, die jedoch in der Regel von kurzer Dauer sind.
  • Krampfanfälle: Dies ist eine seltene Nebenwirkung, insbesondere bei Einhaltung der Sicherheitsprotokolle. Patienten mit einem erhöhten Risiko für Krampfanfälle sollten jedoch besonders sorgfältig überwacht werden.

7. Kombination mit anderen Therapien

Die rTMS-Behandlung von Long-COVID kann mit anderen Therapieansätzen kombiniert werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen:

  • Kognitives Training und Rehabilitation: Die Kombination von rTMS mit kognitiven Trainingsprogrammen kann helfen, die kognitiven Effekte der Behandlung weiter zu verbessern.
  • Psychotherapie: Bei Patienten, die unter Angstzuständen oder Depressionen leiden, kann die Kombination von rTMS mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) die Behandlungsergebnisse deutlich verbessern.
  • Medikamentöse Unterstützung: Bei schwerer Fatigue oder kognitiven Störungen kann rTMS auch eine ergänzende Rolle zur bestehenden medikamentösen Therapie spielen, insbesondere wenn Medikamente allein nicht ausreichend wirksam sind.

Fazit

Die Behandlung von Long-COVID mit rTMS ist eine vielversprechende Option für Menschen, die unter anhaltenden kognitiven und psychischen Symptomen nach einer COVID-19-Infektion leiden. rTMS zielt darauf ab, die neuronale Aktivität in betroffenen Hirnregionen wie dem DLPFC zu modulieren, um Symptome wie „Brain Fog“, Fatigue, Depressionen und Angstzustände zu lindern. Obwohl sich die Forschung zu rTMS bei Long-COVID noch in einem frühen Stadium befindet, sind die bisherigen Ergebnisse ermutigend. Da Long-COVID eine komplexe Erkrankung ist, wird rTMS am besten in Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen wie kognitivem Training, Rehabilitation und psychotherapeutischer Unterstützung angewendet, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.